Chance Vought F4U-1

Tamiya 1/48

von

Thomas Plösser

 

Eine frühe Corsair in 1/48

Ich habe Thomas auf der "Faszination Modellbau Friedrichshafen" kennengelernt. Thomas hat dort seine fantastische Corsair präsentiert. Hervorragend gebaut und in Szene gesetzt, war das Modell für mich ein echter "Eyecatcher" !

 

ANMERKUNG : Thomas hat heute (02.11.2008)  mit dem Modell im Modellbauwettbewerb auf der Faszination Modellbau den 1. Platz in "Luftfahrzeuge 1:48" sowie den 1. Platz der Sparte Luftfahrzeuge gemacht. Außerdem belegte das Modell beim DPMV-Konvent 2008 (Deutscher Plastik-Modellbau-Verband) in der Sparte "Luftfahrzeuge mit Propeller 1:48, einmotorig, einsitzig, mit Zusatzdetaillierungen" den 1. Platz und in der Clubmeisterschaft 2008 des PMCB wurde es mit einer Goldmedaille prämiert.

Glückwunsch Thomas, das hast Du mit diesem phantastischen Modell auch redlich verdient !


Dargestellt wird eine sog. "Birdcage" der VF-17, USS Bunker Hill 1943

Der Tamiya-Bausatz alleine hat Thomas nicht gereicht, so wurden folgende Zusatzteile verbaut :

  • F4U-1 Corsair „bird cage“, Tamiya (Bausatz 1/48)
  • Resin Detail Set, AIRES 4225
  • Maskierfolien, Eduard Mask XF020
  • US Navy Personnel 1942, Eduard 8506
  • Aircraft Ground Equipment (nur US-Bombenhubwagen verwendet), Revell 04511
  • US Navy Aircraft Carrier Deck “Essex Class”, Eduard 8802

Aber ich lasse mal besser Thomas zu Wort kommen. Thomas hat einen wunderbaren Bauberich auf www.modellversium.de hinterlegt, den ich Dank seiner Zustimmung hier übernehmen darf.

Die von mir gebaute Corsair der ersten Baureihe F4U-1 gehörte zur Jolly-Roger-Staffel VF-17 und wurde im August 1943 sozusagen als „Erstausstattung“ auf dem nagelneuen Träger CV-17 USS Bunker Hill stationiert, um dann an den folgenden großen Schlachten im Pazifikkrieg teilzunehmen. Die vier markierten Abschüsse wurden von ihrem Piloten Lt. James A. Halford zuvor auf Wildcats erzielt.

Der Tamiya-Bausatz ist spritzgusstechnisch auf der Höhe der Zeit: versenkte Gravuren, gute Passgenauigkeit, filigrane Details. Auch aus dem Kasten gebaut lässt sich ein ansprechendes Modell erstellen. Die dreiteiligen Landeklappen sind separat ausgeführt, das ist wichtig, denn bei abgestellten Corsairs waren diese, mangels Hydraulikdruck, stets ausgefahren. Lediglich „rund um den Pilotensitz“ ist die Detaillierung etwas spärlich ausgefallen, doch die meisten ambitionierten Modellbauer werden hier ohnehin selber etwas Hand anlegen und wenigstens Gurte nachrüsten. Doch diesmal wollte ich die volle Packung. Die kam in diesem Fall von Aires und enthält viele Resin- und Fotoätzteile, dazu gehört eine komplette und gelungene Nachbildung des Pratt & Whitney R-2800 Doppel-Sternmotors mit dazugehörigen Tanks, Aggregaten, Leitungen und Brandschott, ein komplett neues Cockpit, auch mit Details für die Cockpithaube, neue Fahrwerksschächte und -klappen, Waffenschächte mit Abdeckungen, Magazinkästen und separaten Bordwaffen, separate Steuerflächen und der große Rumpftank vor dem Cockpit.

Der Bau beginnt, wie üblich, mit dem Cockpit. Aus Tamiya XF-4 und XF-5 habe ich Interior-Green gemischt und mit der Evolution gespritzt, es folgten Detailbemalung und ein Ölfarben-Washing mit grün-brauner Brühe, schließlich ein Drybrushing mit Modelmaster-Aluminium. Für die Mikro-Bemalung verwende ich gerne Ölfarben, weil sie sehr gut decken. So lässt sich problemlos auf einer schwarzen Konsole ein Schalter deckend leuchtend rot anmalen. Ein problemloser Bauabschnitt, auch die Passgenauigkeit der Resinteile ist ordentlich. Einziges bislang verwendetes Original-Bausatzteil ist der Steuerknüppel.

Es folgt eine wahre Fräs- und Schleiforgie mit dem Dremel. Cockpit, Fahrwerk- und Waffenschächte wollen in Rumpf und Tragfläche eingepasst werden, bevor sich diese Teile zusammenbauen lassen. Tragflächen und Rumpf müssen mit einigen Öffnungen versehen werden. Die Arbeitsschritte wiederholen sich nun, Lackierung der innen liegenden Flächen mit Zink Chromat (Tamiya XF-4), Washing mit gelb-brauner Ölfarben-Brühe, dezentes Drybrushing. Dieser Farbton wird für alle Innenflächen verwendet, die nicht im Sichtbereich des Piloten liegen.

        

Die Vorbildmaschine trägt das Drei-Ton-Schema aus „non-specular sea-blue“, „intermediate blue“ und Weiß und ist mit den Decals aus dem Baukasten darstellbar. Man muss ja mittlerweile schon froh sein, wenn man die Decalbogen von alliierten Maschinen unzensiert erhält, wenn sie Totenkopf-Symbole enthalten. Aber das ist ein anderes Thema… Begonnen wurde, wie es sich gehört, mit der hellsten Farbe, in diesem Fall wurde also zuerst die Unterseite mit Revell 301 gespritzt, die Blautöne wurden dann aus Tamiya sky grey XF-19 und royal blue X-3 gemischt und freihändig auflackiert. Mit hohem Druck und wenig Farbe werden die Übergänge scharf genug. Mein Ziel war, eine Maschine mit schon ziemlich abgeflogenem Anstrich in einer Wartungsszene darzustellen. Bei der Alterung ist zu berücksichtigen, dass eine Trägermaschine nicht auf behelfsmäßigen Feldflugplätzen operiert, wo sie entsprechender Verschmutzung ausgesetzt wäre. Die anzubringenden Alterungsspuren bestehen aus wartungsbedingten Lackschäden an den Wartungsöffnungen und auf den Laufflächen, ausgeblichenen Oberflächen durch Sonneneinstrahlung und Seeluft, Verschmutzung des unteren Rumpfes durch Abgase sowie Verschmutzungen durch ausgetretene Schmierstoffe etc., diese insbesondere im Bereich von Motor und Fahrwerk.

Zunächst wurde das ganze Modell mit Marabu-Glanzlack lackiert, um eine hochglänzende Basis für die Decals zu haben. Diese wurde dann mit Hilfe etwas Weichmachers in Stellung gebracht, mit einem Holzstäbchen in die Vertiefungen gedrückt und wiederum mit Glanzlack versiegelt. Die Verarbeitung der Tamiya-Decals verlief völlig problemlos, vom Trägerfilm ist später nichts mehr zu sehen. Nun konnte es losgehen mit der Alchemie… alle nun folgenden Arbeiten wurden ebenso an den Steuerflächen und den Motorabdeckungen durchgeführt:

Auffüllen der Gravuren mit grau-brauner Ölfarben-Brühe und Abwischen mit Küchenrolle, unregelmäßiges Übernebeln mit Mattlack, der mit einigen Tropfen Weiß abgetönt ist, Auftupfen von Lack-Abplatzern mit Modelmaster-Aluminium (natürlich nicht an den bespannten Flächen!), Aufbringen von braunen Verschmutzungen mit Pastellkreide und Verwischen mit einem derben Borstenpinsel und dem Finger in Flugrichtung, Aufspritzen der Abgasspuren und der Schmauchspuren der Bordwaffen, dezentes Drybrushing, Detailbemalung. Zum Bearbeiten der Oberfläche verwendete ich neben verschiedenen Pinseln einen Glasfaserstift und Schleifvlies. Abschließend wurde das Modell mit hoch verdünnten Marabu-Klarlacken versiegelt, an den Seiten seidenmatt, an den Oberseiten, die stärker ausbleichen, matt.

  

Parallel wurde bereits an dem Eduard-Wartungspersonal gearbeitet. Das US-Navy-Set von Eduard erschien zu Weihnachten 2007 und kam somit gerade recht. Die Figuren bestehen aus separaten Extremitäten, Rumpf und Kopf, so dass Veränderungen der Haltung in einem gewissen Rahmen einfach möglich sind. Dafür ist die Passgenauigkeit nur gerade noch akzeptabel, manche Teile haben Sinkstellen an wirklich unmöglichen Stellen, z.B. dort, wo ich zum Glück stattdessen ein Ohr habe... Das darf heute eigentlich nicht mehr passieren. Figuren bemalen ist nicht meine Stärke und für mich eher ein notwendiges Übel. Daher ist meine Technik darauf ausgelegt, mit möglichst wenig Aufwand hohen Effekt zu erreichen: Zunächst wird mit einem kleinen 0,7mm-Bohrer jeder Figur ein Loch ins Bein oder Knie (je nach Haltung) gebohrt und mit Sekundenkleber ein Stahldraht hineingeklebt, um sie beim Bemalen halten und später auf der Grundplatte fixieren zu können. Die Figuren werden damit nun alle in einen Styroporblock gesteckt und komplett mit Tamiya-Flesh XF-15 gespritzt. Nun folgt mit stark verdünnten Blautönen die Bemalung der Kleidung. Durch die Verdünnung sammelt sich in den Falten mehr Farbe und die Kleidung wirkt plastischer. Gesicht und Arme erhalten ein Ölfarben-Washing mit einem dezenten Braunton, der Rest mit Schwarz. Abschließend erfolgt ein dezentes Drybrushing mit stark aufgehellter Grundfarbe. Wer ölverschmierte Hände haben soll, erhält sie zum Schluss ebenfalls per Ölfarben-Washing. Die Körperhaltung der fertigen Figuren wirkt recht überzeugend und lebendig, auf der Positiv-Liste stehen auch die beiliegenden fotogeätzten Werkzeuge und Munitionsgurte.

     

Der Bombenhubwagen ist aus dem WWII Ground Support Equipment von Revell, derzeit leider nur antiquarisch erhältlich, aber meist für angemessenes Geld. Ein passender Zugtraktor ist auch dabei, ich hab ihn auch gebaut, aber erst mal nicht auf dem Diorama platziert. Die Bombe stammt aus dem Tamiya-Bausatz, hier musste allerdings Hand angelegt werden. Die Leitbleche waren viel zu dick und wurden dünner geschliffen bzw. aus Sheet neu aufgebaut. Der kleine Propeller zwischen den Leitblechen für die Zündung wurde ebenfalls hinzugefügt.

An der Corsair fallen nun noch Abschlussarbeiten an, die nicht zu unterschätzen sind: Zusammenbau, Lackierung und Montage des Sternmotors, Einbau der Bordwaffen und Waffenschachtabdeckungen, Zusammenbau des Fahrwerks, Ergänzen von Bremsleitungen aus Kupferlitze, Montage der Steuerflächen. Der Motorträger ist aus extrem filigranen Resinteilen, die mir zum Teil beim Herausarbeiten aus dem Anguss zerbrochen sind. Somit mussten manche Teile aus Messingdraht neu aufgebaut werden. Weil mir Verbindungen mit Sekundenkleber,  wenn es drauf ankommt, zu spröde sind, verwende ich gerne 5-Minuten-Epoxydharz zum Verkleben von Resinteilen. Gerade der schwere Sternmotor lässt sich so sicher befestigen, trotz relativ kleiner Klebeflächen.

  

Charakteristisch für US-Träger des 2. Weltkriegs waren die in regelmäßigen Abständen ins Deck eingelassenen, parallel verlaufenden Metallschienen, an denen die Flugzeuge verzurrt werden konnten. Um ein solches Trägerdeck darzustellen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Am wenigsten überzeugend empfinde ich bedruckte Kartons. Für moderne Träger gehen sie zur Not noch durch, aber die Struktur eines Holzdecks geben sie nur unzureichend wieder. Zweite Möglichkeit ist, das Deck aus Holzleisten selbst aufzubauen und fotogeätzte Metallschienen zu verwenden. Die dritte, hier gewählte Möglichkeit ist eine Trägerdecknachbildung aus Kunststoff, die Eduard im Programm hat. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist gut (ca. 10 €) und das Ergebnis bei entsprechender Bemalung überzeugend. Eine Wartungsszene genau auf einem Flugzeugaufzug ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich, aber dieses Manko nehme ich in Kauf. Das Deck wurde zunächst gereinigt und dann mit Tamiya Deck Tan XF-55 gespritzt. Die Metallschienen wurden abgeklebt und mit Alclad Aluminium lackiert, es folgten Ölfarben-Washing, Verschmutzungen und eine Versiegelung mit Marabu-Mattlack. Das Modell erhielt kleine Bohrungen in alle drei Räder und wurde mit der Grundplatte verstiftet, die Figuren haben ihre Bohrung und den Haltedraht ja bereits vor der Lackierung erhalten und werden damit ebenfalls auf der Grundplatte fixiert. So ist ein Transport des empfindlichen Dioramas problemlos möglich. Alles hält, auch bei längeren, womöglich sportlichen Autofahrten zu Ausstellungen sind keine Katastrophen in der Transportkiste zu befürchten. Eine kleine Mehrarbeit, die sich lohnt. Wer repariert schon gerne an seinen Modellen. Übrigens montiere ich auch „leicht flüchtige“ Teile wie Pitotrohr oder Antennen erst, nachdem das Modell auf der Platte fixiert ist und nicht mehr angefasst werden muss.

Antennenbau

Für den Antennendraht kursieren ja die unmöglichsten Herstellungsvarianten, von gezogenem Gussast über gespaltene Zahnseide bis zu angekokeltem Haar von der Freundin… Hier ist eine mehr: Ich verwende einen dünnen, elastischen sog. „Beistrickfaden“, dieser ist in Handarbeitsgeschäften erhältlich und dient normalerweise dazu, Ärmelbündchen o. ä. durch „mitstricken“ elastisch zu machen. Dieser Faden ist hochelastisch und lässt sich je nach gewünschter Stärke aufspalten. Hierzu wird der Faden zerrissen, an der Rissstelle lässt er sich in seine Bestandteile zerlegen. Diese Fasern sind sehr elastisch, können mit einem Filzstift beliebig gefärbt werden und lassen sich problemlos mit Sekundenkleber oder Epoxy am Modell befestigen. Durch die Elastizität sind solche Antennen stets schön gespannt und können dennoch eine versehentliche Berührung locker wegstecken. Die Isolatoren sind weiße Farbkleckse.

Soweit diese fantastische Arbeit von Thomas Plösser !!!!! das copyright der Bilder liegt bei Ihm respektive bei Modellversium.de. Danke @Thomas für diesen Ausflug in das unendliche Reich des Plastikmodellbaus !

Wer davon nicht genug bekommen hat, den möchte ich gerne auf die phantastische website

WWW.MODELLVERSIUM.DE einladen.

>>>>>> hier der direkte link zum Baubericht von Thomas und die auf der site befindliche Galerie von Thomas  . Großes Kino und es war mir eine Freude Dich kennenzulernen. !!!!!!!

Bei Fragen zum Modell könnt Ihr Thomas über www.modellversium.de kontaktieren oder eben direkt bei der dort hinterlegten Email >> thomas.ploesser@gmx.de

Thomas ist Mitglied bei dem Plastikmodellbau Club Bodensee  . Stöbert dort auch mal rum, was dorten präsentiert wird ist bisweilen hammerhart !

 

Modellbau-Universe - die Adresse für Modellbau
 
www.IG-Corsair.de